Es gibt Mitglieder im Technischen Hilfswerk, die umgangssprachlich schon einen „Inventarstempel“ irgendwo aufgedrückt bekommen haben. Diese Mitglieder haben meist mehrere Jahrzehnte in einem Ortsverband zugebracht. Jeder kennt sie und kann viele Geschichten erzählen, die man miteinander in Einsätzen, auf Übungen oder im alltäglichen OV-Leben miteinander erlebt hat.
Auch im OV Herne gibt es mehrere dieser Urgesteine. Eins der langjährigsten Mitglieder des Ortsverbandes musste nun am 20. Oktober 2012 verabschiedet werden. Nach insgesamt über 40 Jahren und unzähligen Einsätzen wurde Abschied genommen, wahrscheinlich für immer.
Glücklicherweise handelte es sich bei dieser Veranschiedung nicht um die Verabschiedung eines Helfers, denn tatsächlich geht es hier um den Küchenwagen (Feldküchenkraftwagen, FküKw) der Fachgruppe Logistik – Verpflegungstrupp, der den Ortsverband verlässt. Damit wird das älteste Fahrzeug im Fuhrpark des OV Herne verabschiedet.
Folgend eine kurze Zusammenfassung der Geschichte dieses in Deutschland einmaligen Fahrzeugs:
Der Küchenwagen wurde im Jahre 1957 in Dienst gestellt, damals beim Luftschutzhilfsdienst (LSHD) in Dortmund. Ausgestattet mit einem 200 Liter sowie einem 100 Liter fassenden Kessel sowie einer Bratvorrichtung, befeuert von vier Brennern, spiegelte das Fahrzeug damals den absoluten Stand der Technik wider.
Nach der Verlegung zu einer Versorgungseinheit des Katastrophenschutzes in Berleburg kam es im Jahre 1971 zum Ortsverband Herne. Hier wurde das schon etwas in die Jahre gekommene Fahrgestell gegen das eines ausgesonderten Gerätekraftwagens, ein Magirus Mercur, ausgetauscht. Diese Arbeiten nahmen die Helfer des OV Herne in Eigenleistung vor.
Im Jahre 1994 schließlich konnte die Helfervereinigung des Ortsverbandes günstig ein Magirus-Deutz Fahrgestell von der Bundeswehr übernehmen. So wurde der Kofferaufbau ein zweites Mal umgesetzt, wiederum in Eigenleistung, und verblieb in diesem Zustand bis zum heutigen Tage. Die Ausstattung im Inneren des Aufbaus wurde bei jedem Wechsel des Fahrgestells auf den aktuellen Stand der Technik gebracht, nur der eingebaute Feldkochherd – ein Typ 56 der Firma Roeder - blieb stets der gleiche.
Im Laufe der Jahre wurde das Fahrzeug noch durch einen Küchenanhänger aus ehemaligen Bundeswehrbeständen ergänzt, welcher ebenfalls in Eigenleistung ausgebaut wurde. Somit konnte ein einsatztaktisch sehr wertvolles Gespann geformt werden. Bei Einsätzen wie dem Elbehochwasser 2002, dem Weltjugendtag 2005 oder auch der Fußball-Weltmeisterschaft im Jahre 2006 konnte bewiesen werden, dass das Fahrzeug auch mit diesem Alter noch vollständig einsatzfähig ist.
Inzwischen ist dieses Fahrzeug nicht nur einzigartig, sondern auch das letzte verbliebene Exemplar mit diesem Aufbau der Karosseriefabrik Voll das noch im Einsatzdienst ist.
Nun verlässt „die Küche“ nach über 40 Jahren den OV Herne in Richtung Düsseldorf. Denn abgeschlossen ist die Laufbahn des Fahrzeugs mit dieser Verabschiedung noch nicht endgültig. Der Ortsverband der Landeshauptstadt hatte kurzfristig vorübergehenden Bedarf für solch ein Fahrzeug angemeldet. Da die Nutzungsdauer des Küchenwagens bereits lange überschritten ist, wurde entschieden, das Fahrzeug vor seiner Aussonderung noch einmal zu verlegen.
Daher kamen am 20. Oktober 2012 Helfer des OV Düsseldorf nach Herne, um das Fahrzeug zu überführen. Mit dabei war auch der Ortsbeauftragte Rolf Sommer, der sichtlich froh darüber war, das Fahrzeug in Empfang nehmen zu dürfen. Nach einer ausgiebigen Vorstellung des Fahrzeugs, in dem die wesentlichen Punkte zur Bedienung erklärt wurden, verließ der Küchenwagen vermutlich zum letzten Mal den Hof des OV Herne.
Allerdings soll dies kein Grund zu allzu großer Trauer sein. Denn bereits am kommenden Donnerstag, dem 25. Oktober 2012, wird die Ankunft "des Nachfolgers" dieses Fahrzeugs im Ortsverband erwartet. Weitere Infos sowie ein Artikel hierzu werden noch folgen.